Der Rat der Verbandsgemeinde Mendig hat in seiner Sitzung vom 28. Juni eine dezentrale Lösung für Flüchtlingsunterkünfte an vier Standorten einstimmig auf den Weg gebracht. Zwei Häuser in der Stadt, die entsprechend ertüchtigt werden sollen, sowie kleine Tiny-Haus-Siedlungen in der Jahnstraße und gegebenenfalls am Flugplatz sollen entsprechenden Wohnraum bieten und damit die Integrationsbemühungen unterstützen. Im Rahmen einer öffentlichen Sitzung der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Konversion Flugplatz Mendig wurde jetzt mit Blick auf die Option am Flugplatz Flüchtlingsunterkünfte zu errichten einstimmig das Einvernehmen der Zweckverbandsmitglieder erteilt.
Im Gespräch erläutert Jörg Lempertz, Bürgermeister VG Mendig und Vorsteher des Zweckverbandes Konversion Flugplatz Mendig, den aktuellen Stand der Unterbringung von Schutzsuchenden in der Verbandsgemeinde Mendig.
Wie ist die aktuelle Situation in punkto Flüchtlingsunterbringung in der Verbandsgemeinde Mendig?
Jörg Lempertz: Zunächst bin ich dankbar, dass wir in der letzten Verbandsgemeinderatssitzung einen einstimmig getragenen Kompromiss auf den Weg bringen könnten, der die aktuellen Herausforderungen mit einem Konsens lösen lässt. Nachdem wir zunächst von einer Zuteilung von 21 Schutzsuchenden für das zweite Halbjahr 2023 ausgehen mussten, wurde die Zahl vom Land jetzt auf 13 nach unten korrigiert. Damit können wir die Flüchtlinge aller Voraussicht nach noch in Häusern unterbringen, die wir ergänzend zu den vorgenannten Maßnahmen kurzfristig in einer Ortsgemeinde und der Stadt anmieten konnten. Die für die Unterbringung geplanten fünf Tiny-Häuser in der Jahnstraße würden damit erst im kommenden Jahr notwendig.
Sollten sich weitere Bedarfe ergeben, die nicht auf dem regulären Wohnungsmarkt und mit den veranlassten vorgenannten Maßnahmen abgebildet werden können, käme eine kleine Zusatzfläche für Tiny-Häuser auf dem Flugplatz in Frage. Dies auch, weil das Gelände durch das Hilfsprojekt für die von der Ahr-Flut Betroffenen bestens erprobt ist.
Vorrangig halten wir aber an der Strategie fest, dezentralen Wohnraum für die Unterbringung von Schutzsuchenden anzumieten, soweit solcher verfügbar und geeignet ist. Dabei bleibt es auch bei dem primären Willen, sich bei den Zuweisungsstellen insbesondere um die Aufnahme von Familien zu bewerben, da wir hier sehr gute Integrationserfolge verzeichnen können. Wie sich die Flüchtlingszahlen weiter entwickeln, gleicht aber letztlich einem Blick in die Glaskugel sowie ob und wie sich beispielsweise der Asylkompromiss der Innenministerinnen und -minister der EU-Mitgliedsstaaten auswirkt.
Wie und wo würde eine Tiny-Haus-Siedlung auf dem Flugplatz entstehen?
Jörg Lempertz: Die Unterkünfte sollen auf einer Teilfläche im nördlichen Bereich des Konversionsgeländes entstehen. Dabei können wir auf die Infrastruktur zurückgreifen, die wir schon bei der Unterbringung der von der Flut betroffenen Nachbarn von der Ahr genutzt haben. Der Zweckverband Konversion hat für diese befristete Nutzung in der gestrigen Sitzung einstimmig einer Ausnahme zugestimmt.
Wie soll eine solche Tiny-Haus-Siedlung aussehen?
Jörg Lempertz: Für jedes Tiny-Haus wird eine Fläche von etwa 45 Quadratmetern gebraucht. Die Häuser können mit bis zu drei Personen belegt werden und verfügen unter anderem über einen eigenen Sanitär- und Küchenbereich. Sie bieten im Vergleich zu Sammelunterkünften oder Wohncontainern eine gute Ausstattung, entzerren mit den umliegenden Grünanlagen die Wohndichte und sind in unseren Augen – nach dem normalen Wohnungsmarkt – die integrativste Möglichkeit der Unterbringung.
Foto: VG-Verwaltung Mendig/Pauly